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Feuerprobe

Commissario Brunettis dreiunddreißigster Fall | Donna Leon

E-Book (EPUB)
2024 Diogenes
Auflage: 1. Auflage
336 Seiten
ISBN: 978-3-257-61468-8

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€ 22,99

  • noch nicht eingetroffen, voraussichtlich ab 05/2024 lieferbar
  • Als Hardcover erhältlich
  • Als Audio erhältlich
  • Kurztext / Annotation
    Scherben auf der Piazza San Marco. Zwei Kinderbanden sind aneinandergeraten, mitten in der Nacht. Während Commissario Griffoni mit weiblichem Gespür herauszubekommen versucht, wie ein Teenager in den Sog eines Flashmobs geraten konnte, nutzt Brunetti seine eigenen Connections. Ja sogar Vice-Questore Patta ist zu allem bereit, um sich und seine Leute vor Vorkommnissen zu schützen, die zumal in einer Touristenstadt wie Venedig nicht willkommen sind.

    Donna Leon, geboren 1942 in New Jersey, arbeitete als Reiseleiterin in Rom und als Werbetexterin in London sowie als Lehrerin und Dozentin im Iran, in China und Saudi-Arabien. Die ?Brunetti?-Romane machten sie weltberühmt. Donna Leon lebte viele Jahre in Italien und wohnt heute in der Schweiz. In Venedig ist sie nach wie vor häufig zu Gast.

    Beschreibung für Leser
    Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

    Während er in der kühlen Morgenluft auf Grif_foni wartete, lief der Junge auf der Stelle und pumpte mit den Armen. Als sie die Stufen herunterkam, suchte er ihren Blick. Sie merkte das, beachtete ihn aber nicht weiter, sondern ging mitten über die Piazza. Er stürmte auf sie zu, umkurvte die langsam Schlendernde im letzten Augenblick, sprintete dann am anderen Ende der Piazza um ein paar Säulen herum und kam wieder auf sie zu gerannt.

    Diesmal wurde er langsamer und blieb schließlich neben ihr stehen. Wie nach einem Wettlauf stützte er weit vorgebeugt die Hände auf die Knie und japste nach Luft.

    Nahtlos ihre Unterhaltung fortsetzend, meinte Grif_foni: »Als ich neu war in Venedig, war ich mehrmals die Woche zu so früher Stunde hier.«

    Immer noch keuchend, den Blick aufs Pflaster geheftet, fragte er: »Warum?«

    »Warum was?«, fragte sie und schaute ihn an. Von ihrem Blick ermutigt, richtete er sich auf.

    »Warum sind Sie hergekommen?«

    Sie starrte ihn an, und erst nach einer Weile fragte sie: »Hast du deine Augen in der Polizeiwache gelassen?«

    Er schlang die Arme um sich, fröstelnd in der Morgenkälte. Er trug Jeans und Jeansjacke, darunter nur ein T-Shirt.

    »Auch Fremden fällt sie auf, musst du wissen«, sagte Grif_foni gut gelaunt, als sei Schönheit ein Reichtum, der großzügig verschenkt würde. Sie zuckte mit den Schultern und ging weiter Richtung Ponte della Paglia und Castello. Es gab einen kürzeren Weg, doch Grif_foni bevorzugte die freie Sicht über die endlose Weite des Bacinos.

    Sie ging in ihrem normalen Tempo, alles und jeden im Blick, der auf sie zukäme. Und sollte sie sich vergewissern wollen, was hinter ihr vor sich ging, so gab es genug Schönes zu sehen, um zu rechtfertigen, dass sie sich umwandte. Der Junge hielt sich, wie sie an seinen Schritten hörte, links hinter ihr, sodass ihr Blick ungehindert über das Bacino schweifen konnte.

    »Mich hat nur die frühe Stunde gewundert. Nicht, dass Sie hierherkommen. Jeder, der Augen im Kopf hat, möchte das sehen«, sagte er mit leisem Nachdruck, als sollte sie nur ja keinen falschen Eindruck von ihm bekommen.

    »Ich bin so in aller Herrgottsfrüh hin, weil ich dann noch ungestört sein konnte.«

    Er lachte befreit, warf - typisch für sein Alter - plötzlich alle Schüchternheit über Bord und lief wieder voraus. Unterdessen war es heller geworden, auch wenn die Sonne sich noch nicht blicken ließ, wärmer hingegen nicht. Es war einer dieser Frühlingstage, an denen die Sonne, erschöpft von der Anstrengung der letzten Tage, bis zum Mittag in den Federn blieb.

    Vor der nächsten Brücke hielt Grif_foni unter dem Sottoportego vor einer Bar. Sie wusste, die öffnete für die Leute, die um sechs zur Arbeit unterwegs waren. Sie bat den Barmann um zwei Kaffee, nachdem der Junge genickt hatte. Dann wies sie mit dem Kinn auf die Brioches in der Plastikvitrine, sagte »Due« und korrigierte schnell zu »Tre«. Während der Barmann den Kaffee machte, deutete er mit dem Kopf auf einen kleinen runden Tisch im Hintergrund. »Da ist es wärmer«, sagte er und ließ zwei Espresso heraus.

    Die Wärme tat beiden gut. Der Junge hatte seinen Kaffee und die zwei Brioches bereits verdrückt, noch bevor Grif_fonis Tasse leer war. Sie schob ihm ihren Teller hin und bat den Barmann um eine vierte Brioche. Der kam und stellte sie vor Grif_foni, und auch die schob sie Orlando hin. Beide bestellten noch einen Kaffee, und während sie ihn tranken, sprachen sie darüber, wie kalt es draußen noch sei und wann es wohl endlich richtig Frühling werde, dies und das, Hauptsache, sie konnten noch etwas länger in ihrer warmen Ecke sitzen bleiben. Der Barmann ignorierte sie.

    Ein paar Leute kamen herein, beachteten die beiden nicht weiter und tranken ihren Kaffee, ohne zu prüfen, wie heiß er war, so sehr hatten sie ihn nötig. Zwei alte Männer, einer dick und einer dünn, bestellten Fernet