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Mayfair House

Oben lädt Madam zum Ball der Saison, unten planen die Dienstmädchen den Raub des Jahrhunderts | Ein Heist-Roman | Alex Hay

E-Book (EPUB)
2024 Insel Verlag
Auflage: 1. Auflage
405 Seiten
ISBN: 978-3-458-77968-1

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Kurztext / Annotation

Ein fesselnder Rachefeldzug einer schillernden Gemeinschaft von Frauen - sehr britisch, amüsant und mit viel Esprit

London, Mayfair 1905: Die Villa der Familie de Vries ist die prachtvollste auf der Park Lane, außen weißer Marmor, innen kostbare Möbel, funkelnde Kronleuchter, Kristallschalen und edle Kunstgegenstände, Silber und Gold glänzen um die Wette. Es ist Mrs Kings ganzer Stolz, für die exzellente Haushaltsführung der noblen Residenz zu sorgen - bis sie beim Tod des Hausherrn nach Jahren treuer Dienste kurzerhand entlassen wird. Doch Mrs King denkt gar nicht daran, sich der Willkür der Erbin de Vries zu fügen. Sie will nur eins - Gerechtigkeit.
Mit einer bunten Truppe von Komplizinnen plant sie den Coup ihres Lebens: In der Nacht des großen Kostümballs werden sie unter den Augen der vornehmen Gäste das Haus bis auf den letzten Silberlöffel ausräumen. Und während sich im Obergeschoss die High Society amüsiert, beginnt ein Stockwerk tiefer der kühnste Raubüberfall, den London je gesehen hat ...

Alex Hay erzählt in diesem Heist-Roman voller Eleganz und Esprit die Geschichte eines atemberaubenden Rachefeldzugs und einer schillernden Gruppe Frauen, die sich nehmen, was ihnen zusteht.



Alex Hay ist in Cambridge und Cardiff aufgewachsen, studierte Geschichte an der Universität von York und schrieb seine Dissertation über weibliche Macht an den königlichen Höfen. Er hat für britische Zeitschriften und im Wohltätigkeitssektor gearbeitet und lebt mit seinem Mann im Südosten Londons.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

Freitag, den 2. Juno, 1905
Park Lane, London

Mrs King legte die Messer nebeneinander auf den Tisch. Nicht um Mr Shepherd zu erschrecken, sondern aus Prinzip. Sie pflegte ihre Messer, hielt sie tipptopp in Schuss. Ihre Messer - ihre Küche.

Die Mädchen hatten sich die Hände fast blutig geschrubbt, als müsste der Raum keimfrei gemacht werden. Die Tischplatte war noch feucht.

Das Haus lastete schwer auf Mrs King, dieser Berg aus Marmor, Eisen und Glas, die pochenden, klopfenden Rohrleitungen. Ihr blieben höchstens zwanzig Minuten, bevor man sie vor die Tür setzte. Madam war wach. Gewiss streifte sie schon ungeduldig durch die elfenbeinfarbene Stille der oberen Etage. Ihr Frühstück ließ auf sich warten. Mrs King durfte keine Zeit verlieren - und auch niemanden sonst in Gefahr bringen. Was ihr selbst blühte, kümmerte sie nicht weiter, damit hatte sie längst abgeschlossen, aber ein Ungemach kommt selten allein, und sie wollte keine Unbeteiligten in die Sache hineinziehen. In Windeseile durchwühlte sie eine Schublade nach der anderen. Sie hoffte, ihr würde irgendetwas ins Auge springen, eine Unregelmäßigkeit, ein fehlendes Puzzleteilchen, doch es war alles in perfekter Ordnung.

Es kribbelte ihr im Nacken. In viel zu perfekter Ordnung.

Ein Schatten fiel auf die Wand.

»Mrs King? Ihre Schlüssel, wenn ich bitten darf.«

Dass Mr Shepherd hinter ihr stand, erkannte sie an dem Geruch nach Bratenfett und seinem Herrenduft mit Moschusnote.

Ruhig weiteratmend drehte sie sich zu ihm um.

Obwohl er einen exzellenten Butler abgab, hätte er sich als Pfaffe noch viel besser gemacht. Dafür sorgte seine frömmlerische Ausstrahlung. Er starrte sie mit unverhohlener Schadenfreude an, genoss jede Sekunde.

»Guten Morgen, Mr Shepherd«, sagte sie mit samtweicher Stimme, genau wie jeden Tag.

Mrs Kings Spielregel lautete: Wähle deinen ersten Zug mit Bedacht, danach kannst du die Partie nach eigenem Belieben steuern. Entscheidest du dich falsch, wirst du womöglich in die Ecke gedrängt und zu Hackfleisch verarbeitet. Mr Shepherd schürzte die Lippen. Er hatte einen seltsamen Mund, wie eine hässliche kleine Rosenknospe.

»Die Schlüssel.« Er streckte die Hand aus.

Auch gut, kein langes Palaver. Mrs King umkreiste ihn, ging immer näher auf ihn zu. Sie wollte sich sein Gesicht einprägen. Das würde ihr später noch zupasskommen. Falls ihr an ihrem Vorhaben jemals Zweifel kämen, bräuchte sie sich bloß an seine Visage zu erinnern. Das wäre ihr Ansporn genug.

»Ich muss erst meinen Kontrollgang beenden, Mr Shepherd.«

Der Butler wich einen halben Schritt zurück, um sie sich vom Leib zu halten. »Das dürfte wohl nicht mehr nötig sein, Mrs King.« Er schielte zur Tür.

Die anderen Dienstboten standen im Flur und lauschten, knapp außerhalb des Blickfelds, im Schatten verborgen. Mrs King stellte sie im Geist wie Schachfiguren auf. Chauffeur und Stallknecht kamen in den Hof, die Hausmädchen auf die Hintertreppe, die völlig aufgelöste Köchin - vor Empörung ihr Taschentuch verknotend - in die Speisekammer. William, streng bewacht, in Mr Shepherds Büro unter Arrest, Alice Parker oben ins Nähzimmer, jedem Ärger aus dem Weg gehend. Und alle hatten die Uhr im Auge. Das ganze Haus verharrte in Erwartung, reglos.

»Ich lasse meine Arbeit nicht halb getan liegen, Mr Shepherd.« Sie schlüpfte an ihm vorbei zur Tür. »Das wissen Sie doch.«

Vor ihr stoben erschrockene Gestalten auseinander, duckten sich in Vorratskammern und Büros. Ihre Schnürstiefel polterten hallend über die Steinfliesen. Kalte, feuchte Luft wälzte sich die Hintertreppe herunter. Ob ihr die Kälte fehlen würde? Der penetrante Karbolgeruch? Alles andere als schön, aber so unendlich vertraut? Seltsam, wie sehr man sich im Laufe der Jahre an Dinge gewöhnte. Nicht nur seltsam, sondern regelrecht unheimlich.

Mr Shepherd