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DER DUNKLE ENGEL - DAS BLUT DER ROSEN IOverlay E-Book Reader

DER DUNKLE ENGEL - DAS BLUT DER ROSEN I

Tanith-Lee-Werkausgabe, Band 13 | Tanith Lee

E-Book (EPUB)
2019 Bookrix
CDLXX Seiten
ISBN: 978-3-7438-9125-8

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Kurztext / Annotation
Als Kind wurde Mechail von einer schwarzen Motte hochgehoben und fallengelassen. Seitdem ist er ein Krüppel und scheint für immer den dunklen Mächten zu gehören. Vom Halbbruder in einen Hinterhalt gelockt, stirbt er, um in Gestalt eines Wolfs von den Toten aufzuerstehen und furchtbare Rache zu üben... 'Tanith Lee versteht sich auf Menschen wie auf Magie, und das ist selten. Ihre Ideen bersten vor Erotik, Humor - und Komik.' - THE GOOD READING GUIDE TO SF AND FANTASY Der dunkle Engel ist der erste Teil des zweiteiligen Roman-Werks Das Blut der Rosen und erscheint als 13. Band der Tanith-Lee-Werkausgabe im Apex-Verlag.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

  Erstes Kapitel

 

 

Am Anfang war stille Winternacht, und der große Mond brannte auf dem Schnee. Der gefrorene Boden war so hart wie eine Glaskugel. Zeitlos. Erstarrt lag die Erde da, nicht ein Zweig regte sich im Wald.

Dann ertönte ein Geräusch. Ein dumpfes, fernes Trommeln. Ein wenig Schnee erbebte und geriet ins Rutschen. Das Trommeln wurde drängender, schwoll an und wurde zu einem Donnern. Ein Strom von Reitern ergoss sich aus dem Wald, am weißen Rand der Welt entlang, abgehoben von der Schwärze des Himmels, die Pferde in gestrecktem Galopp, die roten Fackeln ein Riss durch die Nacht.

Die Jagd war eröffnet. Eine wilde Jagd.

Die Gesichter der Männer waren verzerrt und bleich. Einige schrien im Reiten, dann verstummten sie wieder. Die Pferde schnaubten. Die Soldaten gaben ihnen die Sporen, Flammen wogten, hier und da blitzte ein blankes Schwert auf, das inmitten der Fackeln hochgereckt wurde, den Mond zu spalten.

Doch wo war das Wild?

Der vorderste Reiter, ein Hauptmann von neunundzwanzig Jahren, war Carg Vrost. Er schien nicht ganz bei sich zu sein, aber schließlich war es noch keine volle Stunde her, dass er im Gasthof ausgiebig gezecht hatte, und oben im Zimmer wartete ein Mädchen auf ihn... Jetzt hatte er es gewiss vergessen. Er sah aus wie die anderen, rasend, blutdürstig und verängstigt. Und plötzlich stieß er wie die anderen einen Schrei aus und zeigte irgendwohin, mit erschreckten Augen, als erblickte er ein Wesen aus einem Alptraum. Aber was?

Die Fackeln flackerten, und die Schatten der Soldaten und Pferde malten Muster in den Schnee, und als sie wieder auf den Wald zustürmten, stand der Mond vor ihnen im Westen. Und dort... dort... einen Moment lang als Silhouette gegen die Scheibe des Mondes abgehoben...

Der Fackelschein fiel darauf, fügte der Schwärze der im Flug begriffenen Flügel einen Flammensaum hinzu und gab dem langgestreckten Körper das Aussehen einer Spindel. Darüber war deutlich der Kopf mit den Fühlern zu erkennen. Und obwohl das Wesen für seine Art riesig war, erschien es in der Dunkelheit, im Mondschein, doch unglaublich zart im Vergleich zu seinen zahlreichen Verfolgern. Die Fühler am Kopf endeten jedoch in einem glitzernden Funkeln, röter als Feuer. Die Soldaten jagten nichts anderes als eine Motte.

Der Wald wich auseinander. Die Reiter drängten hinein, finsteren, tückischen Pfaden folgend, als wollten sie mit dem untergehenden Mond Zusammenstößen. Sie wurden von Dunkelheit verschluckt. Sie waren verschwunden.

 

Die alte Sklavin hatte geschlafen. Dies war ihr Verbrechen, für das sie noch vor dem Morgengrauen sterben würde. Das Kind hatte ebenfalls geschlafen, aber das sollte es auch bei Nacht. Es lag in einem kleinen Holzbettchen mit grünen, purpurfarbenen und rostbraunen Vorhängen, in dessen Pfosten in Miniatur der Rabe der Korhlen eingeschnitzt war. Der Sohn des Burgherrn Vre Korhlen, drei Jahre alt, das jüngste mit einer kränkelnden Frau gezeugte Kind und darum vielleicht sein letztes Kind überhaupt, wenn die Kirchenväter dem Burgherrn keine weitere Heirat gestatteten.

Der Junge war brav, er machte keinen Ärger. Er lag da und schlummerte. Und das Feuer im Kamin brannte vor sich hin, der Winter mit seinem nächtlichen Schnee und den Wölfen blieb vor dem Fenster ausgesperrt. Das Fenster war geschlossen, doch der Laden hatte sich ein wenig verzogen. Durch eine Lücke drang die Kälte herein, darum hatte die Frau den Spalt wie gewöhnlich mit einem Wolllappen verstopft.

Als sie erwachte, fiel ihr als erstes auf, dass der Lappen unter dem Fenster lag, am Fußende des Betts. Vielleicht hatte sie der kalte Luftzug geweckt. Sie erhob sich schläfrig, nahm den Schürhaken und stocherte im Kamin. Dann wollte sie den Lappen aufheben und ihn wieder in den Spalt stecken.

Als sie am Bett anlangte, schaute die alte Frau durch die Vorhänge zu Vre Korhlens Kind hinein.<